Im Gottesdienst Kirchenraum umwickelt

Bibelkunstprojekt „Vielfalten“ in Ludwigshafen vorgestellt – Fortsetzung im Kirchenbezirk Frankenthal

In der Friedenskirche in Ludwigshafen: Gottesdienstbesucher tragen das abgewickelte Bibelband in den Kirchenraum. Foto: Kunz

Das landeskirchliche Bibelkunstprojekt „Vielfalten“ aus Anlass des 200. Unionsjubiläums ist erstmals in der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Während eines Gottesdienstes in der Friedenskirche Ludwigshafen mit dem Titel „Gottes Wort am laufenden Band“ präsentierte die Künstlerin Silvia Mielke aus Jockgrim ein 500 Meter langes Papierband aus gefalteten und miteinander verleimten Bibelseiten, das auf eine große Kabeltrommel aus Holz gezogen war. Die Seiten stammen von alten Bibelexemplaren, die in pfälzischen Gemeinden nicht mehr benötigt werden.

Liturgisch gestalteten den Gottesdienst mit rund 80 Besuchern Gemeindepfarrerin Cornelia Zeißig und die landeskirchliche Beauftragte für das Unionsjubiläum, Pfarrerin Mechthild Werner. Konfirmanden und Schüler des Max-Planck-Gymnasiums übernahmen Fürbitten. Werner erläuterte zunächst die Entstehungsgeschichte der Bibel und ihre Übersetzung ins Deutsche durch Martin Luther. „Das erste gedruckte Buch war eine Bibel“, sagte sie.

Fast alle Besucher beteiligten sich, als Silvia Mielke das Bibelband von der Kabelrolle wickelte. Angeführt von der Gemeindepfarrerin trugen Alte wie Junge das Band im Abstand von rund zwei Metern im Gänsemarsch zu Orgelklängen durch den Kirchenraum der Rundkirche. Sie umwickelten die in konzentrischen Kreisen aufgestellten Stuhlreihen mit dem Band aus Bibelpapier, bis die Rolle leer war. Anschließend wurde es in einer Kehrtbewegung wieder auf die Kabeltrommel gewickelt.

Feierlich fand die kunstinteressierte Hannelore Buschmann die Aktion. Ehrenpresbyter Dietrich Terbrüggen freute sich: „Es war ein Erlebnis. Wann sind wir im Gottesdienst schon so und mit allen Sinnen durch die Bibel verbunden?“ Sie bedauerten die Reaktion der Bezirkssynode Kaiserslautern, die das Projekt für Gemeinden im Gebiet des Dekanats abgelehnt hatte. „Ich sehe keine Entweihung der Bibel, nur weil Seiten alter Exemplare gefaltet wurden. Die läge für mich nur vor, wenn man die Bibel infrage stellt oder sich über sie lustig macht“, meinte Terbrüggen.

In einem anschließenden Künstlergespräch wies Pfarrerin Mechthild Werner darauf hin, dass die Deutsche Bibelgesellschaft empfohlen habe, alte Bibelexemplare wegzuwerfen. „Wir wollten sie jedoch erhalten.“ Die Ablehnung der Bezirkssynode Kaiserslautern bezeichnete sie als „Kommunikationsproblem, vielleicht auch von uns“. Mit ihr und Papierkünstlerin Silvia Mielke sei das Gespräch nicht gesucht worden. Im Dekanat Frankenthal werde das Bibelkunstprojekt ab Oktober in Bibel- und Konfirmandengruppen fortgesetzt. dob

Meistgelesene Artikel