Hebammen sollen an die Hochschulen

von Alexander Lang

Alexander Lang

Die Leiterin der Speyerer Hebammenschule der Diakonissen Speyer-Mannheim, Ute Bauer, hat die geplante Akademisierung des Hebammenberufs begrüßt. Um eine bestmögliche Versorgung von Frauen und Kindern zu gewährleisten, solle die dreijährige Berufsausbildung generell mit einem hebammenspezifischen Hochschul­studium verknüpft werden, appelliert Bauer. Das Berufsfeld sei so komplex geworden, dass die herkömmliche, nicht wissenschaftlich fundierte ­Ausbildung nicht mehr ausreiche.

Als ein „Vorreiter“ erfüllt die Speyerer Hebammenschule schon länger die Voraussetzungen für die im Koalitionsvertrag vereinbarte Akademisierung der Hebammenausbildung. Damit wird eine EU-Richtlinie umgesetzt, nach der die Ausbildung für das Berufsfeld bis 2020 reformiert sein muss. Vorgegeben von der EU sind zwölf Jahre Schulbildung und mehr Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten aus den Bereichen Frauenheilkunde, Geburtshilfe, Allgemeinmedizin und Pharmakologie.

Auch der Deutsche Hebammenverband begrüßt, dass angehende Hebammen akademisch ausgebildet werden sollen. Dadurch werde der traditionelle Frauenberuf aufgewertet, sagte Verbandspräsidentin Ulrike Geppert-Orthofer. Deutschland ist das letzte Land in der EU, das Hebammen noch nicht an Hochschulen ausbildet.

Damit reagierten die Hebammen auf eine Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), wonach die Geburtshilfe ein akademischer Beruf sein soll. Spahn forderte, dass Hebammen und Entbindungspfleger statt in Hebammenschulen künftig in einem dualen Studium auf den Beruf vorbereitet werden sollen. Schulleiterin Bauer spricht sich dafür aus, dass bei der Ausbildungsreform die Hebammenschulen erhalten bleiben.

Hebammenmangel herrscht derzeit mit Blick auf die bestmögliche Versorgung schwangerer Frauen. Eine „Eins-zu-eins-Betreuung“ müsse Standard sein, verlangt der Hebammenverband. Der Gesetzgeber müsse für eine bessere Finanzierung der Geburtshilfe und die Anpassung des Personalschlüssels an internationale Standards sorgen. In einer deutschen Klinik muss eine Hebamme doppelt so viele Geburten betreuen wie etwa in Großbritannien. Das Interesse am Hebammenberuf ist weiterhin sehr hoch, für viele Frauen ist die vielseitige Tätigkeit „eine Herzensangelegenheit“, wie Schulleiterin Bauer sagt. Die Diakonissen bezahlten ihre Hebammen gut und schätzten ihre Arbeit sehr wert.

Grundsätzlich ist die Ausbildung auch für Männer (Entbindungspfleger) offen, allerdings hat es in Speyer bisher noch keinen Absolventen an der Hebammenschule gegeben. Nach dem Neubau der Kinderklinik 1988 wurde das Säuglingsheim der Speyerer Diakonissen zum Bildungszentrum umgebaut. Heute ist es Unterrichtsstätte für die Fachschule für Sozialwesen, die Pflegerischen Schulen und für die Hebammenschule.

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