Göttlicher Groove aus der Saarpfalz

Die Musikgruppe „Saitenschiff“ in St. Ingbert-Rohrbach ist ein Magnet für gut besuchte Gottesdienste

Proben engagiert in der Christuskirche Rohrbach (von links): Die „Saitenschiff“-Mitglieder Dirk Köllhofer, Karina Bauer, Silke Pellegrino, Irina Gebel, Christina Tselios, Steffi Schrenk und Martina Schwan. Fotos: Laborenz

Bandmitglieder (von links): Till Scheiba, Manfred Unbehend, Marco Schweigerer.

„Saitenschiff“ – die klangvolle Wortschöpfung ist ein Kunstwerk für sich – Wegweiser auf die beiden Komponenten des Zusammenwirkens: die Musik und die Verortung im Kirchenraum. So etwa erklären es Leiterin und Leiter, die im Duo ihrer Popularmusiktruppe im saarpfälzischen Rohrbach „so ein bisschen vorstehen“. Weil natürlich auch geplant, gelenkt, organisiert werden muss. „Aber sehr vieles entsteht bei uns im Austausch mit dem Team und als Gestaltungsprozess während der Proben“, betont Marco Schweigerer. Und die Co-Chefin Karina Bauer nickt zustimmend. Gegründet hat sich die Gruppe 2014. Seither ist die Formation als unverzichtbare Größe im Gemeindeleben, auch mit gelegentlichen Ausflügen in die Nachbarorte, fest verankert.

Marco Schweigerer, der Mann am Schlagzeug, 1982 in Saarbrücken geboren und in einem wenig musikaffinen Elternhaus groß geworden, hat diese spezielle Vorliebe ganz für sich alleine entdeckt. Unter seinen Geschwistern war der rhythmusbegabte Schüler eher der Exot, als er sich damals zum Schlagzeugunterricht aufmachte; und für sich den Zugang zu klassischer Musik fand. „Noch heute höre ich zur Entspannung am liebsten Mozart oder Bach“, sagt er. Seinen späteren Beruf hat er während des Zivildienstes aufgespürt. Da wurde ihm ein „gutes Händchen“ für den Umgang mit Kindern bescheinigt. Und so machte er die Ausbildung zum Erzieher, arbeitet heute als stellvertretender Leiter der Kindertagesstätte „Sonnenblume“ in St. Ingbert-Hassel.

Die 1969 in Landau geborene Lehrerin Karina Bauer erfuhr in ihrer Jugend eine ganz andere Prägung. Vier Brüder hat sie. „Wir alle haben musiziert, Klavier sowieso, aber auch andere Instrumente“, sagt Bauer. Auch während des Lehramtstudiums begleitete der Kosmos der Töne sie als feste Größe im Alltag. Karina Bauer, die an der gemeinsamen Oberstufe der Gemeinschaftsschule Neunkirchen unterrichtet, singt seit vielen Jahren im Homburger Vokalensemble. Bemerkenswert: Gitarre spielen hat sie erst gelernt, als „Saitenschiff“ schon gegründet war und sie unbedingt auch instrumental mitmischen wollte.

Schweigerer und Bauer gemeinsam ist die starke Affinität zur Kirchenmusik und das Faktum, dass sie beide in jungen Jahren vom katholischen zum evangelischen Glauben konvertiert sind. Und als klar war, dass es galt, eine Band aus der Taufe zu heben, waren rasch Mitstreiter gefunden. „Ich wusste schon, wen ich ansprechen konnte; zu Anfang waren wir fünf, sechs Leute, jetzt sind wir ein stabiles Ensemble von rund einem Dutzend Musizierenden.“

Das Spektrum der Genres durchschreitet „Saitenschiff“ genüsslich zwischen traditionellem Gemeindechoral, Jazz, Swing und Pop. Coverversionen und eigene Titel halten sich die Waage. Das improvisatorische Element spielt sich als Garant für Originalität an die Spitze der Darbietungen.

„In erster Linie sind wir nicht Selbstdarsteller, sondern Vermittler einer Botschaft, die für uns alle Lebenselixier ist“, sagt Schweigerer. Trotzdem: „Dass wir viel Spaß haben und das Ausprobieren, das Ringen um ein musikalisches Ergebnis genießen, macht den Reiz.“

Bauer, die selbst auch singt, kümmert sich um Stimmbildung und Anleitung der jungen Solistinnen. Mehrere Teilnahmen an Bandworkshops des landeskirchlichen Popularmusikbeauftragten Maurice Croissant haben zusätzlich professionelle Basisfertigkeiten befördert. Nach und nach, durch Spenden und freundliche Sponsoren, konnte auch in passable Technik investiert werden.

Zwölf bis 14 Familiengottesdienste pro Jahr gestaltet „Saitenschiff“ – und das mit Erfolg. „Wenn wir im Gemeindebrief angekündigt sind, strömen die Menschen“, freut sich Schweigerer. Dass Text und musikalische Inhalte stets sehr fein aufeinander abgestimmt werden, werten beide Gesprächspartner als wichtige Komponente für die Beliebtheit der mit Band immer etwas anderen Gottesdienste.

Regelmäßig tritt die Gruppe bei der Vorstellung der Präparanden, bei Konfirmationen, Taufen und Hochzeiten auf. Die Einladungen aus Nachbargemeinden kann das Ensemble gar nicht immer bedienen. Außerdem wird zum Sommernachtskonzert geladen, der Auftritt beim Weihnachtsmarkt ist obligatorisch. Die Adventsfeier bei Kerzenschein schließlich erweist sich in jedem Jahr als ein bewegendes Plädoyer der Gemeinde für „ihr Ensemble“. Abstimmung mit den Füßen. Gertie Pohlit

Kerzen und Choräle

Mittlerweile ist das Format ein Renner im Adventsmodus vieler Gemeinden der Landeskirche. Auch in der Christuskirche Rohrbach füllt die Gruppe „Saitenschiff“ jährlich die Bänke mit ihrem „Liedergottesdienst bei Kerzenschein“. Ein Wunsch nach Wärme, Gemeinschaft und Spiritualität und die jenseits aller Kommerzialisierung angesiedelte Vorfreude auf das Wunder von Bethlehem beflügeln die Besucher. Am Samstag, 14. Dezember, ab 18 Uhr geht es deshalb in der Christuskirche, festlich erleuchtet durch Kerzen, swingend, groovend sowie im schlichten Kleid alter Choräle auf den Weg nach Bethlehem. Corinna Schaumlöffel wird die Andachtstexte lesen. gpo

Das Musikteam

Neben Karina Bauer und Marco Schweigerer schippern neun weitere Aktive mit „Saitenschiff“ durch die musikalischen Fluten. Christina Tselios und Clara Abel, die beim Gesang schon mal ein Solo übernehmen, zählen zu den ganz jungen Talenten. Der singende Bassgitarrist Manfred Unbehend markiert mit 68 Jahren die Altersobergrenze. Dazwischen tummeln sich die Sängerinnen Irina Gebel, Martina Schwan, Silke Pellegrino und Steffi Schenk. Dirk Kollhofer prunkt mit Querflöte, Saxofon und Percussion. Unverzichtbar ist Keyboarder Till Scheiba. Alle sind durch unterschiedliche musikalische Sozialisationen geprägt: Klassik, Jazz, Pop oder Gospel. gpo

 

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