Geweihtes Feuer gegen Wetterschäden und Krankheit

In alten Ostertraditionen vermischen sich laut den Volkskundlern Glauben und Aberglauben – Nicht alle Bräuche sind restlos zur ergründen

In den vergangenen Jahren am Karsamstag stets gut besucht: Das Osterfeuer in Böbingen. Foto: VAN

Vom Osterfeuer über das Verstecken von Eiern bis hin zu geschmückten Brunnen: Mit Ostern sind viele Bräuche verbunden. Während einige im Laufe der Zeit verloren gegangen sind, haben sich manche – mitunter in abgewandelter Form – bis heute erhalten. Wieder andere sind erst in jüngerer Zeit hinzugekommen.

Religiöse Bezüge, die Auferstehung Jesu, der Sieg des Lebens über den Tod, also auch der Sieg des Lichts über die Dunkelheit finden sich im Osterfeuer. In Osternacht-Gottesdiensten wird in den Anbeginn der Dämmerung hineingefeiert, Osterkerzen bringen Licht in die Kirche, symbolisieren Christus, „der sich – wie die Kerze – für die Menschen hingibt“, schreibt Theologieprofessor Manfred Becker-Huberti in seinem Lexikon der Bräuche und Feste. Die Osterkerze dient in der katholischen Kirche zur Weihe des Taufwassers. Während viele evangelische Gemeinden in der pfälzischen Landeskirche anlässlich von Gottesdiensten Feuer entzünden, seien ihm große volkstümliche Osterfeuer, wie sie in Norddeutschland verbreitet sind, in der Pfalz wenig bekannt, erklärt Ludger Tekampe, Sammlungsleiter Volkskunde im Historischen Museum der Pfalz Speyer. Dies sagt auch eine empirische Studie der Volkskundler Herbert und Elke Schwedt aus dem Jahr 1989 aus. Bis heute findet sich in der Pfalz dagegen der katholische Brauch des Rätschens oder Klapperns zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag, weil in dieser Zeit die Glocken schweigen.

In den Glauben haben sich früher viele volkstümliche Elemente des Aberglaubens gemischt. Lukas Grünewald berichtet 1896 in „Ein Pfälzischer Bauernkalender. Beiträge zur Volkskunde in der Hinterpfalz“ über das Osterfeuer, das am Karsamstag angezündet wurde. Darin wurden während der Feuerweihe lange Eichenhölzer gehalten „Denn gegen Fieber und hitzige Krankheiten wird die Kohle des Osterbrands, in ­Wasser geschabt, für Menschen und Tiere als heilsames Mittel gepriesen“, schreibt Grünewald. Auch gegen Wetterschäden sollten die Hölzer helfen, vor denen mitunter auch das Jahr über gebetet worden sein soll.

Das geweihte Osterwasser schätzten wohl nicht nur die Katholiken. So schreibt Grünewald: „Darum lassen sich bisweilen auch noch protestantische Familien am Karsamstage einen Krug Osterwasser in der Kirche holen.“ Auch von heilsamem Tau des Ostermorgens berichten alte Quellen.

Überliefert sind bei Grünewald der Osterhase, das Verteilen von Ostereiern sowie Gebäck in Form von Hasen, wie es heute noch zu finden ist. Bis heute hat auch der alte Brauch des Eierpickens überlebt, bei dem zwei Eier mit der spitzen oder flachen Seite aneinander geschlagen werden. Wessen Ei am Ende heil bleibt, hat gewonnen. Das Osterbier, bei dem nach Grünewald „einzelne Burschen auch frische Eier“ ins Bier schlugen, konnte sich dagegen nicht durchsetzen. Überliefert ist laut dem Volkskundler, dass am Gründonnerstag und Karfreitag gelegte Eier vor Brüchen und anderen Leibschäden schützen sollten. „Darum gehören sie den Männern des Hauses und werden am Ostermorgen gebacken.“

Wo genau der Ursprung einzelner Traditionen liegt, sei oftmals schwer zu bestimmen, sagt Barbara Schuttpelz, Abteilungsleiterin Pfälzische Volkskunde am Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern. So gibt es verschiedene Theorien zu den Ostereiern. Desweiteren müsse man sich von der Vorstellung verabschieden, dass jeder Brauch uralte Wurzeln habe, sagt Tekampe. Mitunter würden auch bewusst oder unbewusst Wurzeln in Traditionen hineininterpretiert, die vor allem gemeinschaftstiftend sind.

Meist jüngeren Datums sei der Brauch, Osterbrunnen zu schmücken. Ostergeschenke jenseits von Eiern, Osterschokolade sowie Ostergestecke seien als Folgen wachsender Konsumgesellschaft zu lesen, sagt Tekampe. Und während das Ostereierschießen seine Erfindung Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem der Entwicklung entsprechender Waffen verdanke, gingen die Ostermärsche auf die Friedensbewegung in den 1960er Jahren des letzten Jahrhunderts zurück. Florian Riesterer

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