Genau das richtige Werkzeug in dieser Situation

Corona-Pandemie beschert der im Januar erschienenen Konfi-App der Evangelischen Jugend Ludwigshafen deutlich steigende Nutzerzahlen

Vereinigt die Funktionen von Chat über einen Spiele- und Liederpool an einem Ort: Die seit Januar bestehende App der Evangelischen Jugend Ludwigshafen. Foto: pv

Ludwigshafen. Die Konfi-App, die die Evangelische Jugend Ludwigshafen im vergangenen Herbst entwickeln ließ, ist immer stärker nachgefragt. Grund sei vor allem die Corona-Krise, erklärt Stadtjugendpfarrerin Florentine Zimmermann. Schließlich bemerkten alle gerade jetzt, wie wichtig es sei, sich digital zu vernetzen. „Corona hat uns Vorschub geleistet, alle laden mich zu Videokonferenzen ein, wollen sehen, wie das funktioniert“, sagt Zimmermann.

Im vergangenen Jahr schon war die Idee entstanden, eine Handy-App für die Evangelische Jugend zu entwickeln, die vor allem die Kommunikation unter den Nutzern möglich macht. „Wir dürfen als Kirche nicht mehr Whatsapp benutzen, weil das Unternehmen Nutzerdaten einsehen und auf Kontakte zugreifen kann“, sagt die Pfarrerin. Seit der neuen Datenschutzgrundverordnung suche man deshalb eine Lösung.

Das gelang schließlich über das Förderportal „Stifter helfen“ für Nichtregierungs-Organisationen. Eine Firma programmierte die App für die Evangelische Jugend kostenlos, die Server stehen DSGVO-konform in Deutschland. Die laufenden jährlichen Kosten betragen 700 Euro im Jahr. „Wenn ich sehe, dass ein teurer Handyvertrag mehr kostet, dann ist es das uns wert“, sagt Zimmermann. Im Januar ging die App bereits an den Start. (Wir berichteten in KIRCHENBOTE 7, Seite 20.) War es anfangs etwas mühselig, die Menschen von dem Nutzen zu überzeugen, „rennen mir jetzt Kolleginnen und Kollegen die Bude ein“, sagt Zimmermann. Viele nutzten es, um mit Konfirmandinnen und Konfirmanden in der Corona-Zeit in Kontakt zu bleiben.

Aber auch untereinander benutzten die Jugendlichen die App. „Wir können eigene Chats anbieten, wenn sich eine Jugendgruppe beispielsweise neu gründet und vernetzt sein will“, sagt Niklas Maicher von der Evangelischen Jugend Ludwigshafen. Im Mitgliederbereich, für den sich Nutzer bei Zimmermann freischalten lassen können, haben sie Zugriff auf einen Lieder- und einen Spielepool. Der wächst ständig. Sogar eine eigene Kategorie „Corona“, in der Spiele mit Abstandsregeln erklärt werden, findet sich darin. „Wir verbreiten außerdem ganz aktuelle Neuigkeiten über diese App“, sagt Maicher.

Die sogenannten „Corona-Impulse“ stärken in schwierigen Zeiten. Die Nutzer bekommen kleine Aufgaben, können einander Briefe schreiben, etwas Leckeres für die Familie kochen, dazu werden Bilder gepostet, erzählt Zimmermann. Solchen Konfirmanden, die gerade wegen Corona nicht konfirmiert werden konnten, wird Mut gemacht mit Fotos und Sprüchen. Und auf einer kleinen Karte können die Nutzer die Adressen aller Kirchengemeinden einsehen.

„Die Nutzer blicken über den Tellerrand, sehen nicht nur, was in ihrer Konfirmandengruppe los ist, sondern was einen Ort weiter, einen Stadtteil weiter los ist“, sagt Zimmermann. Die App hilft beispielsweise auch, um die Organisation von Nachbarschaftshilfe während der Corona-Pandemie zu bewerkstelligen. „Wir haben von der Seniorenhilfe der Stadt Ludwigshafen Menschen genannt bekommen, die Bedarf haben“, sagt die Pfarrerin. „Ich habe Stadtteil und Häufigkeit des Einkaufs in die App reingeschrieben, daraufhin haben sich die Leute dann einfach gemeldet.“ Die ganze Kommunikation lief über den App-Chat-Kanal.

Momentan ebbt dieses Projekt wegen der Lockerungen ab. Dafür wiederum ist Kommunikation an anderer Stelle notwendig geworden. Weil viele Freizeiten abgesagt wurden und Treffen in großen Gruppen nicht möglich sind, arbeitet die Evangelische Jugend an einer dezentralen Ferienbetreuung. „Wir werden in verschiedenen Gemeindehäusern Kleingruppen betreuen, vor allem Grundschulkinder“, sagt Florentine Zimmermann. Aus diesem Grund sei es sogar für Eltern sinnvoll, die App herunterzuladen. Insgesamt mehr als 350 Downloads verzeichnet die Ludwigshafener Stadtjugendpfarrerin derzeit. Davon sind 140 angemeldete Nutzer, die auf alle Funktionen zugreifen können.

Maicher, der ehrenamtlich in der Evangelischen Jugend unterwegs ist, kann sich eine Jugendarbeit in der Stadt ohne App im Moment gar nicht mehr vorstellen: „Vor Corona schien die App ein bisschen etwas zu sein, das wir noch zusätzlich machen, aber sie löste nicht all unsere Probleme. Momentan löst sie tatsächlich all unsere Probleme, also scheint sie wirklich das Werkzeug zu sein, das wir gebraucht haben.“ flor

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