Geistlicher Input und Gemeinschaftserlebnis

von Florian Riesterer

Florian Riesterer

Wohin steuert der Gemeinschaftsverband künftig, welche Funktion hat das Jahresfest? Diese Fragen beschäftigten die Beteiligten im Workshop mit Pfarrer Stefan Fröhlich auf dem Jahresfest in Kaiserslautern. „Mein Anker in den Himmel“ hatte der Maxdorfer Gospelpfarrer die Gesprächsrunde überschrieben, die sich singendem Beten und betendem Singen widmen will. Musik nicht nur im Gottesdienst, sondern Musik als Gottesdienst, so hat es Fröhlich in einer schwarzen Baptistengemeinde in Ramstein und beim Studium im aust­ra­li­schen Adelaide erfahren.

Die Form eines Lobpreisgottesdiensts ist für manche Workshopteilnehmer genau das, wonach sie suchen, für andere eine Herausforderung. „Hilft mir Ruhe, um im Gottesdienst Gott zu spüren?“, diese Frage beantworten die Teilnehmer für sich ganz unterschiedlich. Was auch zeigt, dass es „den einen Gottesdienst für alle“ schon längst nicht mehr gibt; und dass unterschiedliche Zielgruppen – auch abhängig von der Tagesform – unterschiedliche Bedürfnisse nach stiller Einkehr oder bewegten Lobpreis zu befriedigen suchen.

Doch das beschränkt sich nicht nur auf die Auswahl der Lieder. Er könne sich auch gut einen Gottesdienst ohne Predigt vorstellen, die Lieder sprächen für sich, äußert ein Teilnehmer. „Ich habe manchmal das Gefühl, Predigttexte machen den Inhalt von Liedern kaputt“, ein anderer. Was alle suchen, das wird deutlich, ist etwas, das zu ihnen spricht, sei es musikalisch, in der Stille oder als textlicher Input. Die äußere Form, die Liturgie kann helfen, oder schaden, „wenn sie stumpf abgearbeitet wird“, sagt ein Teilnehmer.

Wer sich auf der Kanzel oder vor dem Altar mit dem Gesagten wiederum identifiziert, erreicht die Besucher, so der Tenor. Und etwas Überraschendes im Gottesdienstablauf ist durchaus erlaubt, sagt Fröhlich. „Eine gewisse Weite verträgt auch die Pfälzer Liturgie“ habe ihm Kirchenpräsident Christian Schad zugesichert. Immer wieder steht die Frage im Raum: Welche Gruppen erreiche ich mit den bisherigen Gottesdienstformen und welche nicht? Taugt die „fromme Sprache Kanaans“ noch dazu, die Menschen ganz weit draußen zu erreichen, wie es eine Teilnehmerin anzweifelt? Und will ich diese Sprache wirklich ändern, wenn ich als Gottesdienstbesucher selbst daran hänge? Bin ich mir am Ende selbst genug?

Derweil ist aus den Reihen der Workshop-Teilnehmer die Frage formuliert worden, ob das Jahresfest selbst in Zukunft noch eine Predigt brauche. Was in der anschließenden Diskussion die unterschiedliche Funktion des Fests für die Teilnehmer deutlich macht. Für die einen bedeutet erst die Predigt geistliches Auftanken an diesem Ort, für die anderen ist es das Gemeinschaftserlebnis selbst. So ist aus dem Workshop über singendes Beten allein schließlich auch eine Gesprächsrunde über das Leben des eigenen Glaubens geworden.

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