Ganz enge Kiste trotz aller Corona-Lockerungen

Abstandsregeln in Tagungsräumen fordern Häuser der Landeskirche heraus – Große Gruppen sagen ab – Übernachtungszahlen halbiert

Plexiglasscheiben gegen gefährliche Aerosole am Büfett im Speisesaal: Ute Werner, Hausleiterin des Butenschoen-Hauses, versucht in Landau alles, um Gästen, Verordnungen und Mitarbeitern in Kurzarbeit gleichermaßen gerecht zu werden. Foto: Krauß

An die neuen Regeln angepasst: Hausleiter Jann Zeberg demonstriert im Martin-Butzer-Haus das richtige Desinfizieren. Foto: Franck

Im Butenschoen-Haus wird geschraubt. Wieder einmal. Allerdings handelt es sich nicht um die nächste große Sanierung, zwei Jahre nach dem letzten Umbau. Vielmehr erlaubt die neunte Corona-Verordnung nun die Essensausgabe am Büfett. „Das ist weniger personalintensiv“, sagt Hausleiterin Ute Werner und installiert mit Küchenchef Michael Engelmeyer Plexiglasscheiben.

Flexibilität, Spontaneität ist das Gebot der Stunde. Seit dem 13. März, „Freitag, dem 13.“, wie Werner sagt, lebt sie von Woche zu Woche. „Eine Planerei ohne Ende, das stiehlt Zeit.“ Aber schließlich versuche das Team alles, um so vielen Menschen wie möglich einen Aufenthalt im Landauer Tagungshaus der Landeskirche zu bieten.

Dafür regeln nun gestapelte Weinkisten mit Verkehrszeichenschildern den Besuchsverkehr nach der Einbahnstraßenempfehlung für Beherbergungsbetriebe. Regionaler, netter als das unschöne rot-weiße Flatterband, sagt Werner. Schilder erläutern das richtige Niesen und Händewaschen. „Auf die Lieferung der großen Desinfektionsspender mussten wir vier Wochen warten.“

Seit dem 26. Mai sind die ersten Tagungsgäste da. Ein Weiterbildungskurs für Erzieher. Allerdings nur in abgespeckter Form. Denn die Abstandsregeln bleiben. Statt 36 Personen passen in den großen Tagungsraum nur 18. Viele Gruppenarbeitskonzepte der Beleger gehen nicht auf. „Wir haben ja extra Sitzgelegenheiten und Tische auf den Fluren weggeräumt, damit man sich dort nicht trifft.“ Die Folge sind Stornierungen. „Erst gestern hat mir wieder jemand abgesagt.“ Einige Beleger zumindest sind jetzt schon auf 2021 umgeschwenkt, andere „müssen erst einmal sehen, die haben jetzt andere Probleme“, sagt Werner.

Hoffen, bangen und die Corona-Regeln im Blick behalten, das beschreibt auch die Stimmung von Jann Zeberg, Leiter des Martin-Butzer-Hauses. Zwar dürfe er jetzt Menschen aus zwei Haushalten in ein Zimmer einquartieren, allerdings sind dann die Reinigungsvorschriften für das Bad strenger.

„Ich fände es ja schön, wenn wir mehr Übernachtungen hätten“, sagt Zeberg, der im Mai erste Tagesgäste begrüßt hat. Mehr als 40 Menschen auf einmal wären aber momentan zu viel für die Jugendbildungsstätte der Landeskirche. Alleine auf die Toiletten im Erdgeschoss darf nur noch eine Person zur selben Zeit. „Am Waschbecken im Vorraum kommt man sich sonst zu nahe.“

Wie gut die Aktion „Pfälzer Feriensommer“ der Evangelischen Jugend der Pfalz angenommen wird, ob der Landtag Ende Juni Kinder- und Jugendfreizeiten wieder erlaubt und ob Wochenendurlauber ihre Zurückhaltung aufgeben: All das dürfte darüber entscheiden, wie es weitergeht im Butzer-Haus. „Wenn es sich bis Herbst normalisieren sollte, rechne ich mit 8000 mit 10000 Übernachtungen“, sagt Zeberg. Das ist knapp die Hälfte eines durchschnittlichen Jahrs. Die Kurzarbeit der Mitarbeiter dürfte sich so bis Anfang Herbst hinziehen, ist er realistisch. Schließlich sind bis dahin alle Klassenfahrten abgesagt. „Und für Buchungen in den rheinland-pfälzischen Sommerferien ist es schon fast zu knapp.“

Eine Halbierung der Gäste in diesem Jahr, diese Einschätzung teilt auch Iris Kessel vom Ebernburgverein, der die Evangelische Familienferien- und Bildungsstätte Ebernburg betreibt. Sie rechnet im besten Fall mit 7000 Übernachtungen. Ihr machen weniger die Übernachtungen, sondern der mangelnde Platz im Tagungsraum Sorge. 26 Menschen können sich dort coronakonform gegenübersitzen. „Große Gruppen brechen deshalb weg.“ Im Speisesaal wiederum könnten nach den aktuellen Regeln 60 Gäste zusammenkommen. Bis zu zehn Menschen aus verschiedenen Haushalten an einem Tisch sind erlaubt. Wie das zusammenpasse, verstehe sie nicht ganz. Immerhin: Zunehmend buchten Deutschlandurlauber kurzfristig auf der Ebernburg, Wanderer etwa und Mountainbiker.

Auf Letztere kann Ute Werner nicht hoffen. Wohl aber darauf, dass das Jahr versöhnlich zu Ende geht. Für das Spätjahr sei das Haus Stand jetzt ausgebucht, sagt Werner. „Wie gesagt, Stand jetzt.“ Florian Riesterer

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