Evangelium mit Klangteppich und Farbenspiel erleben

Organist Nico Wieditz gibt in Lambrecht Orgelkonzert in seiner Reihe „Starlights“ – Ein Fünftel des Erlöses geht an die Kirchengemeinde

In stimmungsvolles Konzertlicht getaucht: Die Klosterkirche in Lambrecht. Foto: LM

An dem Abend, als das Sturmtief „Eberhard“ die Pfalz durchzog, hat in Lambrecht die ehemalige Klosterkirche vib­riert – doch an den Windböen lag es nicht. Der Organist Nico Wieditz aus Thüringen spielte auf der Geib-Orgel in dem protestantischen Sakralbau ein ungewöhnliches Orgelkonzert. Unter dem Motto „Starlights live“ verband er die Klänge mit einer Videoübertragung seines Könnens am Spieltisch auf eine Großleinwand im Altarraum. Zudem war der Innenraum per Beamer und Lasershow in purpurnes und bläuliches Licht getaucht. Kleine, bunte Sterne wanderten über das Kreuzgewölbe der Decke und ließen die rund 150 Besucher des multimedialen Spektakels mit allen Sinnen staunen.

Wieditz spielte nicht nur Kirchenmusik wie Bachs Toccata und Fuge oder Beethovens Mondscheinsonate. Filmmelodien, etwa aus Harry Potter und Pophits der 1980er, etwa „Maid of Orleans“ von OMD oder „Eye of the tiger“ von Survivor weckten bei Besuchern in der Lebensmitte Erinnerungen an ihre Jugend. Und bei neuen Hits wie dem 2017 erschienenen „One more light“ von Linkin Park fühlten sich die Jugendlichen im Publikum verstanden. Zu einigen Hits präsentierte der Künstler auf der Videowand statt seines Handspiels auf den Manualen nun Kurzfilme. Symphonische Einspielungen zur Orgelmusik bewirkten dabei einen dichten Klangteppich. „Es ist wie im Internet Songs auf Youtube schauen, nur dass alles live ist, man die Augen an die Decke mit ihrem Farbenspiel wandern lässt und merkt, dass man Teil des Ganzen ist“, beschrieb später Besucher Thomas Weber sein Erleben.

Mit seiner Querbeet-Strategie der Musikstile wollte Wieditz das erreichen, was er in seinem Alltag als Organist in Möhra und Umgebung bis vor Kurzem vermisst hat. „Ich will alle Generationen in der Kirche zusammenbringen.“ Zwischen den Orgelstücken blendete er sich auf der Videowand ein und moderierte die nächsten Titel an. Ebenso erklärte er, was es mit „Starlights“ auf sich hat. Ein Großteil des Erlöses aus dem Eintritt von 15 Euro komme seiner gleichnamigen Stiftung zugute, die sogenannte Schattenkinder unterstütze. Dies seien Kinder, denen ein großer Teil ihrer Kindheit verloren gehe, weil ihre Eltern vier bis fünf Jobs hätten, um sich über Wasser zu halten. Diese Kinder müssten zu Hause viel mithelfen und zudem auf jüngere Geschwister aufpassen. „Wir sorgen dafür, dass sie Auszeiten bekommen und spielen können. Wir kochen mit ihnen, damit sie lernen, sich gesund zu ernähren“, so Wieditz. Ein Fünftel des Eintritts erhält die gastgebende Kirchengemeinde für die Instandhaltung ihrer Orgel. So hätten beide Seiten etwas von den „Starlights“-Konzerten.

Als Vermittler der guten Botschaft erwies sich Wieditz in einer Videoeinspielung, in der er zu „The Power of Love“ von Frankie goes to Hollywood gezeichnete Bibelgeschichten präsentierte: Jona und der Walfisch, Daniel in der Löwengrube und Maria und Josef auf dem Weg nach Nazareth waren darunter. Bei den letzten Stücken des Konzerts rief er die Besucher auf, rhythmisch mit den Füßen zu stampfen, in die Hände zu klatschen und den Refrain mitzusingen. Auch bei „Thank you for the music“ von Abba hatten viele Besucher sichtlich Spaß daran. Nach dem Konzert verabschiedete sich Nico Wieditz von jedem einzelnen Besucher mit Handschlag. Er versprach, für ein zweites Konzert bald wiederzukommen. Dann werde es ein Wunschkonzert sein, für das er gern Anregungen annehme.

Gemeindepfarrer Martin Groß freute sich. „Das Konzert hat meine Hoffnungen übertroffen. Der Mann hat in Musik und Video die Essenz des Evangeliums verkündigt, nämlich dass Gott die Liebe ist.“ Jens Fadenholz und Harald Henrich, beide Presbyter, beglückwünschten einander. „Auf die Anfrage von Pfarrer Groß waren wir beide dafür, Wieditz mit seinem „Starlights“-Konzept hier auftreten zu lassen“, so Henrich. „Das Programm hat mir viel Spaß gemacht, und für die ganze Familie war etwas dabei“, meinte Annestene Schanzenbächer mit Blick auf ihren 13-jährigen Sohn und die zehnjährige Tochter. dob

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