Evangelische Kirche setzt Rotstift an

17 Millionen Euro Ausgaben weniger im Jahr 2030 durch Mitgliederverlust und sinkende Einnahmen

Digitale Tagung: Aus einem Studio in Hannover war das Präsidium der EKD-Synode mit Präses Irmgard Schwaetzer (Mitte) zugeschaltet. Die Präses kündigte für die kommende Synode ihren Rückzug vom Amt an. Foto: epd

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) plant Einsparungen in Millionenhöhe bei vielen Arbeitsfeldern und Einrichtungen. Die Synode der EKD beschloss einen Sparkurs, mit dem die Kirche auf sinkende Mitgliederzahlen und damit einhergehend absehbare Einnahmeverluste reagiert. 17 Millionen Euro sollen 2030 weniger ausgegeben werden als im vergangenen Jahr. Die Einsparungen betreffen unter anderem kirchliche Hochschulen und Stiftungen, theologische und wissenschaftliche Einrichtungen sowie spezielle Seelsorgebereiche etwa bei der Bundespolizei.

Dem Beschluss ging ein mehrjähriger Diskussionsprozess voraus – ausgehend von einer bei Wirtschaftswissenschaftlern beauftragten Prognose, die der evangelischen Kirche eine Halbierung ihrer Mitgliederzahl bis 2060 voraussagt. In ähnlichem Maße ginge dann auch das Kirchensteueraufkommen zurück. Die Corona-Pandemie erhöht aktuell den Spardruck. Würden die derzeitigen Aufgaben unverändert fortgeführt, liefe die EKD auf ein Defizit von neun Millionen Euro in zehn Jahren zu, erklärte das für Finanzen zuständige EKD-Ratsmitglied Andreas Barner.

Im nächsten Jahr konstituiert sich eine neu gewählte Synode. Sie soll die einzelnen Punkte prüfen und gegebenenfalls im Detail ändern. Umgesetzt werden soll der Sparkurs ab 2022. Der EKD-Haushalt speist sich wesentlich aus Umlagen der Landeskirchen. Die Einsparungen stellen 20 bis 30 Prozent dieser jährlichen Umlage dar.

Die Synode stimmte einem Reformpapier mit zwölf Leitsätzen zu. Es enthält unter anderem Ideen dazu, wie die Kirche zukünftig besser mit Menschen in Kontakt kommt. Der kirchlichen Bildungsarbeit mit Kindern, Konfirmanden, Jugendlichen und Familien komme eine besondere Bedeutung zu, heißt es in dem Papier. Außerdem will sich die Kirche auch für jene öffnen, die nicht Kirchenmitglied oder getauft sind. Strukturell will die evangelische Kirche in Zukunft weniger einer „staatsanalogen Behörde“ ähneln, sondern mehr einem „innovationsorientierten Unternehmen“, heißt es in dem Papier. Außerdem sollen die 20 Landeskirchen und die EKD in Zukunft effizienter zusammenarbeiten.

Zum Abschluss der Tagung kündigte die Präses der Synode, Irmgard Schwaet­zer, an, dieses Amt in der neuen Synode nicht mehr zu bekleiden. Die 78-Jährige war seit 2013 Präses. Die frühere FDP-Politikerin und Bundesministerin gehört durch das Amt auch dem Rat der EKD an. Corinna Buschow/epd

Meistgelesene Artikel