Die Perspektive der Jugendlichen stärker berücksichtigt

Mit einem neuen Rahmenplan gestaltet die Landeskirche die Konfirmandenarbeit neu – Mehrtägige Camps statt wöchentlichen Unterrichts

Neuer Rahmenplan für die Konfoirmandenarbeit: Der traditionelle Konfirmandenunterricht soll vermehrt durch Camps wie hier im vergangenen Jahr in Otterstadt ersetzt werden. Foto: Landry

Wollen Jugendlichen den Glauben nahebringen (von links): Steffen Schramm, Roland Braune und Andreas Große. Foto: Iversen

Die Landeskirche gestaltet derzeit ihre Arbeit mit Konfirmanden neu. Im Auftrag des Landeskirchenrats hat der Konfirmationsausschuss einen Rahmenplan entwickelt. Die zentrale Forderung dieses Plans ist, Inhalte und Formen der Konfi-Arbeit stärker von den Jugendlichen her zu denken.

Die Konfirmandenarbeit sei nach wie vor eine starke Marke des Protestantismus, sagt Pfarrer Steffen Schramm, Vorsitzender des Konfirmationsausschusses und Leiter des Instituts für kirchliche Fortbildung. In der pfälzischen Landeskirche würden immer noch 90 Prozent der getauften protestantischen Jugendlichen konfirmiert. Das sind über 4000 im Jahr. Doch inzwischen hätten sich die Rahmenbedingungen deutlich verändert. Die Jugendlichen seien durch Schule und Freizeit viel mehr beansprucht als früher und stärker durch digitale Medien geprägt.

Vor allem eine Studie der Universität Tübingen habe die Veränderungen deutlich gemacht, sagt Pfarrer Andreas Große, Referent für Konfirmandenarbeit am Institut für kirchliche Fortbildung. Dabei werde deutlich, dass der wöchentliche Konfirmandenunterricht nicht besonders gut ankomme. In diesem Format verstärke sich die Tendenz zur Verschulung. Außerdem wird die Ausdifferenzierung nach Schularten verstärkt. Der Gymnasiast kommt meist mit der Unterrichtsform besser zurecht als der Förderschüler.

Auch der Pflichtbesuch der Gottesdienste sei nicht sehr beliebt, ergänzt Schramm. Befragungen hätten ergeben, dass die Jugendlichen von vorneherein Gottesdienste als langweilig einschätzten. Haben sie dann mehrere Gottesdienste besucht, verstärke sich diese Einschätzung. Hinzu komme, dass Pfarrer häufig bestimmte Inhalte und Formate für jugendgerecht hielten, die Jugendlichen jedoch nicht.

Sinnvoller als wöchentliche Treffen an einem Nachmittag seien Konfirmandentage am Wochenende oder mehrtägige bis mehrwöchige Konfi-Camps, sagt Roland Braune, ebenfalls Referent am Institut für kirchliche Fortbildung.

Vor allem die Camps seien sehr nachhaltig. Wenn dort junge Ehrenamtliche als Teamer mitarbeiteten, würden sie oft zu Vorbildern für die Jugendlichen. Teilnehmer an Camps seien überdurchschnittlich bereit, sich nach der Konfi-Zeit in der Kirche zu engagieren.

Solche Camps orientierten sich zwar an moderner Jugendarbeit, seien aber keine offene Zeit, sagt Große. Die Bibel, Jesus und andere Glaubensthemen spielten immer noch die Hauptrolle. Doch sollten Themen nicht vorgegeben werden, sondern müssten sich aus der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen ergeben. Als Beispiel nennt Große das Abendmahl. Es sei wenig ergiebig, das Abendmahl dozierend zu erklären. Viel stärker spreche Jugendlichen an, wenn an dem Thema über Verrat und Freundschaft gesprochen werde, was ja beim biblischen letzten Abendmahl auch verhandelt werde. Mit dem Perspektivwechsel hin zur Sicht der Jugendlichen helfe die Konfi-Zeit diesen, sich auf die Spur des eigenen Glaubens zu machen und im Glauben sprachfähig zu werden.

Es dürfe angesichts des neuen Rahmenplans nicht der Eindruck entstehen, die bisherige Konfirmandenarbeit sei schlecht gewesen, sagt Schramm. Im Gegenteil: Befragungen hätten eine hohe Zufriedenheit ergeben. Der Rahmenplan sehe daher auch kein festgelegtes Konzept vor. Vielmehr müsse vor Ort nach den jeweiligen Gegebenheiten über die Formen entschieden werden. Da in vielen Gemeinden die Konfirmandengruppen immer kleiner werden, biete sich auf jeden Fall die Zusammenarbeit im Dekanat oder zumindest in einer Kooperationszone an. Dabei sei es sinnvoll, eine Mischform aus nachmittäglichen Treffen, Konfi-Tagen und Camps zu finden, ergänzt Große.

Das Interesse am neuen Rahmenplan sei in der Pfarrerschaft groß, sagt Schramm. Große und Braune haben ihn in nahezu allen Pfarrkonventen vorgestellt. Sie beraten auf Wunsch auch vor Ort, damit die Gemeinden das für sie passende Konzept für die Zeit mit den Konfirmanden erarbeiten können. Abgerundet werden soll das Angebot mit einer Internetseite zur Konfi-Zeit für Eltern und Konfirmanden. koc

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