Die Last dreier Sprachen und die Vielfalt des Pfarrberufs

Informationswochenende vermittelt Einblicke ins Theologiestudium und in die Arbeit als Pfarrer – Beeindruckende Andachten als Abschluss

Gefühl für die Rolle: Mögliche zukünftige Pfarrerinnen und Pfarrer probieren den Talar aus. Foto: Niessner

Befürchtungen, Fragen, Hoffnungen – um diese drei Begriffe geht es, als am vergangenen Wochenende sieben junge Menschen im Alter zwischen 16 und 23 Jahren Einblicke ins Theologiestudium und in den Pfarrberuf erhalten. „Die Leute wollen viel wissen“, sagt Katrin Müller. Die 39-jährige Pfarrerin ist seit Januar von der Landeskirche beauftragt, für das Theologiestudium zu werben.

„Wir wollen für den Beruf begeistern, weil wir davon begeistert sind“, sagt Müller. Überreden will sie niemanden. Wer Pfarrerin werden wolle, müsse wissen, dass das Studium lang sei und die drei Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch eine Hürde sind. Auch stehe ein Gemeindepfarrer immer noch ziemlich unter Beobachtung. Und so manch ein Umfeld reagiere reserviert auf das Berufsziel Pfarrer.

Doch die sieben Interessierten im Landauer Butenschoenhaus sind begeistert. Unter den Teilnehmern habe sich schnell ein Gemeinschaftsgefühl entwickelt, erzählt die 16-jährige Lena Kupatt. Sie ist in der 12. Klasse und ziemlich sicher, dass sie Theologie studieren wird. Das Wochenende hat sie bestärkt. Von den fünf Pfarrerinnen und Pfarrern, die ihre Arbeit vorgestellt haben, weiß sie, wie vielfältig das Tätigkeitsfeld ist. Studierende haben ihr erklärt, wie das Studium abläuft.

Lena hat auch ein Gefühl für den Beruf gewonnen. Das Tragen eines Talars hat sie überwältigt: „Da spürt man die Rolle. Es fühlt sich so lebendig und selbstbewusst an.“ Von dem Infor­ma­tionswochenende hat sie von ihrer Schwester Lisa erfahren, die wiederum von ihrer Religionslehrerin auf das Angebot aufmerksam gemacht wurde.

Genau diese Ansprache junger Menschen sei entscheidend, sagt Katrin Müller. Der Impuls zum Theologiestudium komme meist vom Religionslehrer, aus der kirchlichen Jugendarbeit oder der Kirchenmusik. Ist das Interesse geweckt, stellt Müller die Stärken heraus. Pfarrer sei ein Beruf mit Sinn, und man begegne Menschen aller Altersgruppen. Der Berufsalltag sei abwechslungsreich und könne frei gestaltet werden.

Das Pfarrerbild wandele sich, sagt Müller. Die jungen Menschen müssten sich nicht mehr an der Figur des Pfarrherren orientieren. „Die Kirche der Zukunft braucht nahbare Pfarrer.“ Die Theologin selbst ist erst im zweiten Anlauf Pfarrerin geworden. Zuvor hat sie ein Studium der Wirtschaftsmathematik abgeschlossen.

Dass viele Theologiestudierende erst etwas anderes machen, sagt auch Dennis Fellhauer, der zunächst Informationstechnik studiert hat. Der 26-Jährige im 13. Semester arbeitet im Arbeitskreis Werbung fürs Theologiestudium mit. Er kennt die Befürchtungen, Fragen und Ängste der potenziellen Studenten. Die Sprachen seien fast immer Thema, ebenso die Länge des Studiums. „Man muss das wirklich wollen, um durchzuhalten.“ Hin und wieder werde er aber auch gefragt, ob er als Theologiestudent eine Freundin haben dürfe.

Nach Fellhauers Erfahrung haben junge Leute unterschiedliche Antriebe, weshalb sie Theologie studieren. Manche, wie er selbst, wollen gezielt Pfarrer werden. Andere interessiert die wissenschaftliche Seite, wieder andere wollen ihren Glauben leben und weitergeben.

Am Sonntagmorgen sitzen die sieben jungen Menschen verstreut auf dem Gelände des Butenschoenhauses. Sie arbeiten Andachten aus, die sie zum Abschluss halten, wenn sie wollen. Unterstützt werden sie von Vikar Max Niessner. Der 29-Jährige verbreitet die Andachten auch über den Podcast seiner Sausenheimer Kirchengemeinde im Internet. Niessner, der im kommenden Jahr sein zweites Examen macht, gehört zu den Gründern des Arbeitskreises, der fürs Theologiestudium wirbt. Die Rückmeldungen auf die Veranstaltungen seien sehr gut. Und es gebe eine hohe Erfolgsquote.

Die Andachten an diesem Sonntag beeindrucken. Sie decken fast alle Felder der Theologie ab. Es wird über das Abendmahl reflektiert, ein biblischer Text ausgelegt; über Trauer und Verlust wird ebenso gesprochen wie über Vergebung und die Bewahrung der Schöpfung. Befürchtungen, Fragen und Hoffnungen haben die möglichen zukünftigen Pfarrer immer noch. Aber sie scheinen mit Gottvertrauen ihren Berufsweg in Angriff zu nehmen. „Eine tolle Gruppe“, sagt Katrin Müller. Klaus Koch

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