Den Gemeindemitgliedern die Augen geöffnet

Werkstatttage im Dekanat Zweibrücken mit Veranstaltung in Niederauerbach gestartet – Wunsch zur Veränderung bei Teilnehmern spürbar

Über den Kirchturm hinaus: Bei den jetzt begonnenen Werkstatttagen im Dekanat Zweibrücken geht es auch um das Ausloten möglicher Kooperationen jenseits der eigenen Kirchengemeinde. Foto: Steinmetz

65 Interessierte sind zum Start der Werkstatttage des Dekanats Zweibrücken in das Gemeindehaus Zweibrücken-Niederauerbach gekommen. Sie informierten sich, wie es in Zukunft in den Kirchengemeinden weitergeht. Ein Teil der Seelsorger geht in den kommenden Jahren in Ruhestand. Bis 2025 werden drei der aktuell 19 Gemeindepfarrstellen im Kirchenbezirk Zweibrücken wegfallen.

Zahlen und Fakten waren so auch das Erste, was die Teilnehmer zu sehen und zu hören bekamen. Prädikant Ralf Henschke hatte in mühevoller Kleinarbeit herausgearbeitet, wie viele Gemeindemitglieder in den Kirchengemeinden jeweils für ein Gebäude aufkommen müssen. Dazu wurde die Entwicklung der Altersstruktur von Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Presbyterien und Gremien in den kommenden Jahren deutlich gemacht.

Nach dieser ersten Bestandsaufnahme wurde in Kleingruppen weiterdiskutiert. Auf Pinnwänden landeten etliche Karten mit Ideen und Meinungen. Die vorgestellten Statistiken, aus denen schrumpfende Kirchengemeinden herauszulesen waren, hätten vielen die Augen geöffnet, sagt die Contwiger Pfarrerin Silke Gundacker. „Auch der größte Kritiker wird gemerkt haben, es muss etwas passieren“, sagt sie. Die Sorgen, ob es manche Kirchengemeinde in der jetzigen Form noch gebe, habe Energien zur Veränderung freigesetzt. Vorgeschlagen wurden mehr Angebote für junge Familien beispielsweise, etwa ein alternativer Gottesdienst. Umgekehrt hätten einige gewarnt: Wir dürfen mit allen Events nicht unseren christlichen Inhalt vernachlässigen.

Mit Blick auf die Kooperationszone sei den Teilnehmern klar geworden: „Anderen geht es nicht besser, wir sitzen alle in einem Boot.“ Viele hätten verstanden, warum es sinnvoll ist, Pfarrer schwerpunktmäßig nach funktionalen Diensten einzuteilen, erklärt Gundacker, die noch am Sonntag mit ihren Presbyterien aus Contwig und Stambach weiterdiskutierte. Die Suche nach neuen Kandidaten für die Presbyteriumswahl gestalte sich zäh. „Viele trauen sich nicht richtig.“ Sie hätten Angst, gerade angesichts des Pfarrermangels zu sehr vereinnahmt zu werden, für Konfirmandenarbeit beispielsweise. Und sechs Jahre sei eine Zeit, bei der manch einer nicht mal wisse, ob er noch in der Region lebe und arbeite.

Matthias Strickler brachte die Idee ein, die Presbyter für eine kürzere Zeit zu verpflichten. Vor dem Werkstatttag hatte der Niederauerbacher Pfarrer eigene Gemeindemitglieder gezielt angeschrieben. 15 Teilnehmer aus seiner Kirchengemeinde waren gekommen. In Zweibrücken-Niederauerbach gelte es, die Räume sinnvoll zu nutzen, sagt der Pfarrer. Mehr Jugendarbeit sei wünschenswert. „Doch dazu fehlt mir die Zeit“, sagt Strickler, der unter anderem einen Männerstammtisch in der Gemeinde leitet.

Dekan Peter Butz zeigte sich am Ende zufrieden mit der ersten Veranstaltung der Werkstatttage. Mit dem Format habe man in der Region Zweibrücken-Land alle erreicht. Aus jedem Presbyterium seien Mitglieder anwesend gewesen, dazu Interessierte jenseits der Presbyterien, unter anderem Mitarbeiterinnen aus Kindertagesstätten. Die Zahlen hätten manch einen desillusioniert. „Aber es hat keine deprimierte Stimmung geherrscht.“ In der zweiten Runde des Werkstatttags werde es jetzt noch stärker darum gehen, wie sich Gemeindemitglieder die Kirche von morgen vorstellen. Mehr Beteiligung nach außen, zu den Menschen hin, auf deren Wünsche eingehen, das müsse der Weg sein, sagte er.

Vor allem sei den Leuten klar geworden, dass die Werksttattage keine Alibi-Veranstaltung des Dekanats oder der Landeskirche sind, sagt Dekan Butz. „Es gibt keinen Plan, der schon fertig exisitiert.“ Stattdessen sei bei vielen angekommen: Es liegt an uns, den Presbytern und Interessierten, was wir daraus machen. Florian Riesterer

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