Das steinige Ackerland bringt bald Energie als Ertrag

Auf Gelände bei Eisenberg entsteht eine Fotovoltaik-Anlage – Juwi aus Wörrstadt realisiert das Projekt spätestens bis zum Frühling 2021

Auf dem Gelände der späteren Fotovoltaik-Anlage (von links): Guido Siebecker, Reinhard Wohnsiedler, Thomas Löcher, Florian Wohnsiedler, Rainer Reschka, Renaldo Dieterich, Peter Funck, Rainer Heilmann, Ingo Keil und Lothar Görg. Foto: Benndorf

Eisenberg. Es ist steiniges Ackerland mit Staunässe, ein rund 95000 Quadratmeter großes Areal in Eisenberg in der Gemarkung Seltenbach, Gewanne „Platte“. Das Feld, auf dem keine großen Erträge für Feldfrüchte zu erwarten sind, wird künftig den besten Ertrag bringen: Energie. Der Vertrag wurde jetzt unterzeichnet.

Die Anteilseigner, denen die Parzelle gehört, sind acht Parteien. Darunter befinden sich die Stadt Eisenberg und die Evangelische Kirche der Pfalz. Wie Stadtbürgermeister Peter Funck (FWG) erläuterte, handelt es sich um Land, das nur schwer zu bearbeiten sei. Vorausschauend sei schon vor rund zehn Jahren für diesen Bereich ein Bebauungsplan für Solarenergie erstellt worden. Jetzt soll die Fläche für die Erzeugung von Energie durch Fotovoltaik-Anlagen genutzt werden.

Anlage erbringt acht Megawatt als Leistung

„Für dieses Projekt sind acht Offerten bei der Verwaltung eingegangen“, berichtete Bauamtsleiter Lothar Görg bei der Unterzeichnung der Gestattungsverträge. Federführend für die Eigentümergemeinschaft übernahm Renaldo Dieterich, Leiter der Pfarrpfründestiftung der Landeskirche, die Verhandlungen. Den Zuschlag erhielt die Juwi AG aus Wörrstadt, die seit vergangenem Jahr eine 100-prozentige Tochter der MVV Energie AG, Mannheim, ist.

Miteigentümer Reinhard Wohnsiedler erklärte: „Wir wollen ein regionales Unternehmen, das auch vor Ort verfügbar ist, und ein attraktives Angebot macht.“ Funck räumte bedauernd ein, dass die Kommunale Eisenberger Energiepartner GmbH keinen Solarpark wirtschaftlich umsetzen kann.

„Unternehmertum ist kein kommunales Gut, das funktioniert nicht“, meinte Juwi-Projektentwickler Rainer Reschka. Die meisten Anstalten des öffentlichen Rechts seien nicht ausreichend mit Eigenkapital ausgestattet. „Mit dem heutigen Stand der Technik können wir auf der Vorhabenfläche voraussichtlich eine Anlage errichten, die rund acht Megawatt Leistung bringt“, kündigte er an. Der erzeugte Strom könne jährlich 2000 bis 2400 Haushalte mit einem durchschnittlichen Verbrauch versorgen. „Dabei werden pro Jahr circa 4,8 Millionen Kilogramm Kohlendioxid-Ausstoß vermieden“, so Reschka. Wohnsiedler hob hervor: „Mit dieser Fotovoltaik-Freifläche wird ein Beitrag für die lokale Erzeugung von umweltfreundlicher Energie geleistet sowie für den Klimaschutz.“

Reschka schätzt, dass etwa 20 000 Solarmodule aufgestellt werden. Eines ist 1,60 mal 0,8 Meter groß. Das Investitionsvolumen gibt der Ingenieur mit fünf Millionen Euro an. Auf die Frage, wann mit dem Baubeginn zu rechnen sei, sagte er: „Wir haben Planungsrecht und insofern nur noch ein relativ einfaches Genehmigungsverfahren vor uns. Wenn alles optimal läuft, können wir im Herbst anfangen.“ Spätestens würden die Bagger im Frühling 2021 anrücken. Der Bau selbst dauere nur drei bis vier Monate – vom Einrammen des ersten Zaunpfostens bis zur Inbetriebnahme, so Reschka. Es handelt sich um die erste Freiflächenanlage in der Verbandsgemeinde Eisenberg. Laut Görg gibt es lediglich noch ein relativ kleines Gelände von fünf Hektar in Kerzenheim, für das ein gültiger Bebauungsplan für Projekte dieser Art existiert. „Allerdings hat der Eigentümer des Grundstücks kein Interesse an einem Solarpark“, informierte er.

Stadtbürgermeister Peter Funck erkundigte sich nach der Höhe der zu erwartenden Gewerbesteuer. Dazu könne er nichts sagen, so der Projektentwickler. „Das Betreiberkonstrukt steht noch nicht fest.“ Görg erinnerte daran, dass 2010/2011 eine Bürgergesellschaft angedacht gewesen sei. „Wenn man die Einwohner mitnimmt, steigt die Akzeptanz für das Vorhaben“, meinte der Bauamtsleiter. Das sei bei Windkraftanlagen deutlich wichtiger als bei Fotovoltaik-Anlagen, entgegnete Reschka und betonte, dass Beteiligung immer mit unternehmerischem Risiko verbunden sei.

Der kirchliche Anteil des Geländes wird in der Pfarrpfründestiftung der Landeskirche verwaltet, die sich um den kirchlichen Grundbesitz kümmert. Gegründet wurde die Pfarrpfründestiftung am 18. Juni 1918 in Speyer per Gesetz des bayerischen Königs Ludwig III. Dem stimmte die pfälzische Landessynode am 25. November 1921 zu. Seit dem Jahr 1936 gilt das Gesetz auch für die saarpfälzischen Gemeinden. Oberverwaltungsrat Renaldo Dieterich, der die pfälzische Pfarrpfründestiftung leitet, ist Herr über 2878 Hektar kirchliches Land, das er zu verpachten und zu überwachen, mitunter zu verkaufen oder durch Aufkäufe zu erweitern hat. Die Liegenschaften bestehen größtenteils aus Äckern und Weiden. Doch auch 271 Hektar Weinberge und 138 Hektar Wald gehören dazu. abf

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