Bibelkunstprojekt zur Kirchenunion in der Vorderpfalz denkbar

Projektbüro prüft mehrere Möglichkeiten – Positive Rückmeldungen aus Frankenthal und Ludwigshafen – Reformationstag ist im Gespräch

Bücherkunst ohne Bibel: Dieses Lexikon hat ein Konfirmand in einem Workshop der Kunstbeauftragten Birgit Weindl gestaltet. Foto: pv

Nach der Ablehnung des Bibelkunstprojekts „Vielfalten“ durch die Bezirkssynode Kaiserslautern sucht die Landeskirche nach einem Alternativort für die Performance, bei der ein langes Band aus miteinander verbundenen Bibelseiten entrollt werden soll. Aufgrund positiver Rückmeldungen seien Frankenthal und Ludwigshafen im Gespräch, sagt Mechthild Werner, Projektbeauftragte für das Unionsjubiläum.

Aus Speyer sei an sie herangetragen worden, das Bibelseitenband von der Heiliggeistkirche zur Dreifaltigkeitskirche zu spannen. Schön an der Idee sei, dass damit das geplante Band von der Stiftskirche zur Unionskirche aufgegriffen werde. Auch eine Weiterführung der verknüpften Bibelseiten in Richtung Dom sei im Sinne des Unionsjubiläums und seinem Motto „Mutig voran“ als Impuls in Sachen Ökumene denkbar, so Werner. Als Termin wird im Augenblick der Reformationstag diskutiert. Damit bekomme das Motto der Aktion, die „Re-Formation“ der Bibel, eine doppelte Bedeutung. Aufgehängt werden könnte nach derzeitigem Stand allerdings nur das Band, an der die Jockgrimer Künstlerin Silvia Mielke arbeite. Kirchengemeinden hätten auf den Aufruf des Projektbüros hin noch keine gefalteten Seiten eingeschickt, sagt Werner.

Positiv überrascht zeigt sich Birgit Weindl, Kunstbeauftragte der Landeskirche. Aufgrund der emotionalen Aufladung des Themas habe sie nicht mit so einer schnellen Bereitschaft von Kirchengemeinden gerechnet. Immer wieder werde sie auf das Thema angesprochen. Im Projekt sieht sie mehr denn je eine Chance: „Ich fände es schön, wenn sich jetzt eine inhaltliche Diskussion zum Thema Bibel entspinnt.“ Was Kunst sei oder nicht, darüber sei ja schon genug diskutiert worden.

Pfarrerin Cornelia Zeißig, Mitglied im Arbeitskreis Kunst und Kirche, spricht sich ebenfalls für die Aktion aus. „Ich könnte mir einen Abschluss des Projekts in der Friedenskirche vorstellen, habe von der Aussage her kein Problem mit der Bibelseitenrolle.“

Wäre sie nicht beruflich so eingespannt, hätte sich Zeißig gerne selbst stärker beteiligt, betont sie. „Verfremdete Bibeln hätten auch gut in unsere aktuelle Ausstellung Materiale Verwandlung gepasst.“ Natürlich könne sie verstehen, dass manche Menschen Probleme damit haben, wenn Bibeln für das Kunstprojekt zerstört würden. Die Diskussion sei aber auch ein Stück Augenwischerei. „Es ist doch jetzt schon so, dass in Nachlässen oft auch Bibeln zu finden sind, die in den Müll wandern.“

Die Außenwirkung des Projekts sei entscheidend, sagt Weindl. Das habe sie auf Workshops zum Thema Bücherkunst erlebt, die sie parallel zum Projekt Vielfalten anbietet. „Wir gehen respektlos damit um“, war die einhellige Meinung einer Seniortrainergruppe. Präparanden hätten damit weniger ein Problem gehabt.

Beim Runden Tisch Ehrenamt, der sich am Bibelfaltprojekt beteiligen wollte, waren die Meinungen gespalten, sagt Heike Baier, Beauftragte für freiwilliges Engagement in Diakonie und Kirche. „Für die einen war der Inhalt heilig, das Buch aber nicht, für die anderen war eine Tabugrenze überschritten.“ Am Ende eines langen Diskussionsprozesses, den Baier als positiv wertet, entschied man sich, für das Festwochenende im September Schiffchen mit Bibelsprüchen zu falten. Zumindest habe es eine Auseinandersetzung mit dem Thema gegeben – und ein Ergebnis, mit dem sich alle identifizieren können. „Mich persönlich überzeugt ja die Aktion der Landeskirche, gerade wegen dem Prozess der Re-Formation, die die Bibel durchläuft“, sagt Baier. Sie habe testweise selbst mit einer Bibel gebastelt und in sich reingehört. „Mir ging es gut dabei.“

In der Kirchengemeinde Laumersheim will man ebenfalls Bibeln verfremden. Allerdings werden keine Seiten entfernt. Pfarrerin Evi Heck sammelt Exemplare, die nicht mehr gebraucht werden. Zum Teil seien auch Familienbibeln dabei. Die Konfirmanden sollen die Geschichten der jeweiligen Bücher ermitteln, darüber referieren und neue Einbände gestalten. Diese sollen widerspiegeln, was in ihrem Leben wichtig ist. Eine Ausstellung ist für den ersten Advent geplant. Florian Riesterer

Redaktioneller Hinweis

Nach Redaktionsschluß des KIRCHENBOTEN 25/26 hat sich zwischenzeitlich laut der Pfarrerin der Dreifaltigkeitskirchengemeinde, Christa Gölzer, der Stadtkonvent der Speyerer protestantischen Kirchengemeinden gegen eine Umsetzung des Kunstprojektes in Speyer ausgesprochen.

Meistgelesene Artikel