Bestechende Klarheit und feiner Humor

Oberkirchenrätin Karin Kessel steht vor ihrer dritten Wiederwahl – Trotz Sparzwang Freude an der Arbeit

Total gespannt: Karin Kessel erwartet Veränderung der Arbeit im Landeskirchenrat durch Parität von Männern und Frauen. Foto: Landry

Sie war ein halbes Jahr schneller als der amtierende Kirchenpräsident: Im Frühjahr 1998 wählte die Synode der Landeskirche die damals 38-jährige Karin Kessel zur weltlichen Oberkirchenrätin, zuständig für die Rechts- und Personalangelegenheiten. Im Herbst folgte ihr Christian Schad als geistlicher Oberkirchenrat. Beide bestimmen also seit über zwei Jahrzehnten wesentlich über die Geschicke der Landeskirche mit. In dieser Frühjahrssynode steht Kessel, seit 2007 zuständig für Finanzen und Bauen, vor ihrer dritten Wiederwahl.

Zweifel daran, dass die Juristin gewählt wird, hat in der Synode niemand. Kessel hat sich in dem höchsten Gremium der Landeskirche und weit darüber hinaus hohen Respekt erworben. Immer wieder sorgt sie für Verblüffung, wenn sie selbst kleinste Details ihres Zuständigkeitsbereichs aus den Stegreif erläutern kann.

Doch sichtlich noch wohler fühlt sich die Oberkirchenrätin, wenn sie die großen Linien der Kirche in den Blick nehmen kann. Eine in Zeiten sinkender Finanzkraft nicht einfache Aufgabe. Die Finanzdezernentin bewältigt sie vor der Synode regelmäßig mit bestechender Klarheit, großer Transparenz und dem für sie typischen feinen Humor. Selbst in heftigen Debatten verliert sie niemals die Ruhe. Immer zurückhaltend im Ton erklärt sie den Synodalen auch zum dritten Mal knifflige Probleme. Doch die leise Töne täuschen: Wenn sie etwas für richtig erkannt hat, ist sie davon nicht abzubringen.

Das Erfolgsrezept ihrer Arbeit beschreibt Kessel schlicht: „Ich mache das gerne, mir macht das Freude.“ Wer miesepetrig an Aufgaben herangehe, brauche sich nicht zu wundern, wenn nichts gelinge. Deshalb verspürt sie auch „keinerlei Anflug von Frustration“ angesichts des Dauerthemas Sparen. Die anstehenden Veränderungen böten durchaus Chancen. Die Kirche müsse sich stärker klarmachen, was ihrem Auftrag dient. Und darin muss sie ihre Ressourcen dann investieren. Die Freude, dabei mitzugestalten, ist ihr anzuhören.

Mehr als Freude bescherte Karin Kessel im Jahr 2016 die Wahl von Marianne Wagner zur geistlichen Oberkirchenrätin. „Ich bin glücklich“, sagte sie ungewohnt emotional, als ihre jahrelange Rolle als weibliche Einzelkämpferin im Landeskirchenrat endlich zu Ende ging. Mit der Wahl von Dorothee Wüst ist das Gremium jetzt sogar paritätisch mit Frauen und Männern besetzt. Zunächst kommentiert Kessel das zurückhaltend: Jedes neue Mitglied im Landeskirchenrat sei eine Bereicherung. Doch dann kommt doch die Emotion: „Ich bin total gespannt, wie das unsere Arbeit verändert.“ Klaus Koch

Kooperation der Kirchengemeinden gestärkt

Oberkirchenrätin Marianne Wagner zieht vor der Synode eine Bilanz des Projekts „Gemeinde geht weiter“

Mit dem Projekt „Gemeinde geht weiter“ ist nach den Worten von Oberkirchenrätin Marianne Wagner die Kooperationsbereitschaft der Gemeinden der Landeskirche gestärkt worden. Die wichtigste Erkenntnis des Projekts sei, dass Kooperation, in welcher Form sie auch stattfindet, Positives hervorbringe, sagte Wagner. Die für Planungsfragen zuständige Oberkirchenrätin wird am Donnerstag, 23. Mai, der Landessynode eine Bilanz des Projekts vorlegen.

2011 hatte die Synode beschlossen, dass alle Kirchengemeinden Kooperationsregionen zu jeweils etwa fünf Gemeinden bilden sollen. 2015 wurde „Gemeinde geht weiter“ gestartet, um die inhaltliche Arbeit in den Regionen auf den Gebieten Verkündigung, Bildung, Seelsorge und Diakonie zu stärken. Die auf zwei Jahre angelegten Projekte wurden mit je 2000 Euro gefördert und von der Landeskirche beratend begleitet.

Insgesamt sind nach Angaben der Landeskirche 28 Projekte angemeldet worden, von denen 22 bis zum Ende im Oktober vergangenen Jahres durchgehalten wurden. Insgesamt waren 102 Kirchengemeinden beteiligt. Die Erfahrungen aus „Gemeinde geht weiter“ flössen nun in den Kirchenbezirken in die Veränderungsprozesse in Zusammenhang mit den Stellenbudgets ein. Auch die entstehenden Erprobungsräume profitierten davon, sagte Wagner.

Letztlich seien die Projekte und ihre Erfolge sehr unterschiedlich gewesen, sagte Wagner. Den größten Gewinn hätten die Projekte gebracht, in denen die Beteiligten das Gefühl hatten, gemeinsam etwas erreicht zu haben und wo die Freude an der Zusammenarbeit, deutlich geworden sei. Probleme seien vor allem bei Stellenwechseln und Vakanzen aufgetreten. Einige Projekte seien deshalb nicht fortgesetzt worden.

Viele positive Rückmeldungen habe es über die Begleitung der Prozesse durch gesamtkirchliche Dienste und Fachleute vor Ort gegeben, sagte Wagner. Für die Zukunft sei es jedoch wünschenswert, eine Landkarte von Beratungsangeboten der Landeskirche zu erstellen. Gemeinden und Kooperationszonen könnten so leichter aus den vielen Beratungsmöglichkeiten das für sie passende Angebot finden. koc

Neue Strategie für die Diakonie

Das Diakonische Werk Pfalz soll mit neuen Strukturen fit für die Zukunft gemacht werden. Das Werk solle mehr Eigenständigkeit erhalten, um bei seiner Finanzierung kreativer vorgehen zu können, sagte Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr. Im Zuge dieses Strategieprozesses will die Landessynode das Diakoniegesetz ändern.

Bisher sei der Landesdiakoniepfarrer als alleiniger Vertreter für das Werk verantwortlich, sagte Bähr. Durch die Gesetzesänderung solle ein Vorstand geschaffen werden, der neben dem Diakoniepfarrer als Sprecher bis zu zwei ­weitere Mitglieder hat, die für ihre Geschäfts­bereiche verantwortlich sind. Das entlaste den Diakoniepfarrer und sorge zusammen mit Änderungen beim Hauptausschuss und der Hauptversammlung für eine saubere Struktur, sagte Bähr. Ursprünglich sei auch geplant gewesen, neben der Fach- auch die Dienstaufsicht der Beratungsmitarbeiter auf das Diakonische Werk zu übertragen. Damit hätten sich die Dekane, bei denen die Dienstaufsicht der Mitarbeiter der Häuser der Diakonie liegt, nicht anfreunden können.

In Zukunft orientiert sich der Zuschuss der Landeskirche für das Diakonische Werk nach den Worten Bährs an der Entwicklung der Kirchensteuereinnahmen jeweils im Zeitraum der zurückliegenden fünf Jahre. Dadurch habe das Werk immer fünf Jahre Planungssicherheit. Das vereinfache die Verhandlungen mit Kommunen über die Refinanzierung von Beratungsangeboten.

Ein weiterer wesentlicher Punkt des Strategieprozesses sei die Dezentralisierung des Werks, sagte Bähr. Es sollen drei regionale Schwerpunkte entstehen. Dadurch werde das Fundraising vor Ort gestärkt, und das Werk könne schneller reagieren, um mit Kommunen Projekte zu starten. koc

Im Wandel

Die Landessynode wird sich als Schwerpunktthema mit dem demografischen Wandel beschäftigen. Neben Vorträgen und Arbeitsgruppen ist am Freitag (24. Mai) eine Resolution geplant. In einem Entwurf heißt es darin, dass die Kirchengemeinden in den Dörfern und Stadtteilen bedeutende Akteure sein könnten, wenn es darum gehe, zusammen mit anderen Partnern vor Ort ein Gemeinwesen aufzubauen, in dem Menschen aller Generationen füreinander sorgen. Die Synode soll den Landeskirchenrat beauftragen, ein entsprechendes Konzept auf den Weg zu bringen sowie die notwendigen finanziellen und personellen Rahmenbedingungen zu schaffen. koc

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